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riskiert, um mit mir zu sprechen, und jetzt wollt Ihr mir
erzählen, Ihr hättet das vergessen, um ein paar Heller zu ver-
dienen?«
»Genauso war es«, beharrte Derwalt. »Ihr könnt alle fra-
gen. Temser und all seine Knechte und die anderen. Ich war
auch dabei. Die Jagd hat fast die ganze Nacht gedauert, und
ich . . . ich habe Euch auch nicht vergessen, aber ich konnte
mich nicht davonschleichen. Sie wären mißtrauisch gewor-
den, wenn ich nicht mitgekommen wäre.«
»Dann war das am Fluß vermutlich Euer Zwillingsbru-
der«, sagte Tobias spöttisch. »Oder ein Gespenst.«
»Das weiß ich nicht«, antwortete Derwalt. »Ich . . . ich
weiß nicht, was Ihr gesehen habt oder wen, mich jedenfalls
nicht. Und jetzt laßt mich bitte gehen, Pater.«
Tobias seufzte. Er ahnte, daß jedes weitere Wort sinnlos
war. Wieso Derwalt die grausame Menschenjagd am Fluß-
ufer überlebt hatte, war ihm ein Rätsel, aber sie hatte ihn so
eingeschüchtert, daß keine Macht der Welt ihn jetzt noch
dazu bringen würde, ihm auch nur ein Wort zu verraten.
Trotzdem versuchte er es noch einmal: »Nun gut«, sagte er,
»vielleicht habe ich Euch wirklich verwechselt. Aber jetzt
bin ich hier, und wir sind allein. Ihr könnt mir also durchaus
sagen, was Ihr mir in dieser Nacht sagen wolltet.«
»Nichts«, antwortete Derwalt hastig. »Es war nichts. Ich
war töricht. Es tut mir leid, daß ich Euch solche Umstände
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bereitet habe.«
»Ich kann Euch auch morgen offiziell als Zeuge laden«,
sagte Tobias, »wenn Euch das lieber ist.«
»Wenn Ihr darauf besteht, werde ich natürlich kommen«,
entgegnete Derwalt. »Aber ich kann Euch nicht mehr sagen
als jetzt.«
Tobias gab auf. Vielleicht mußte er dem Mann noch etwas
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Zeit lassen. »Nun gut«, sagte er seufzend. »Dann kommt
morgen zu mir. Ich erwarte Euch eine Stunde vor Mittag
dort drüben.« Er deutete mit einer Kopfbewegung auf das
Turmhaus und sah, wie Derwalt abermals zusammenfuhr.
»Aber ich kann Euch nichts sagen, Pater«, wiederholte
Derwalt. Seine Stimme klang ein wenig schrill. Sein Blick
huschte über die dunkle Gasse. »Ich weiß nicht, was Ihr wis-
sen wollt. Ich habe Euch alles über die Hexe erzählt, was ich
weiß. Was wollt Ihr noch von mir? Warum quält Ihr mich?«
»Weil . . .« Tobias verstummte mitten im Satz, senkte den
Blick und ballte in hilflosem Zorn die Fäuste. Er hatte kein
Recht, wütend auf diesen Mann zu sein. Aber er empfand
eine immer tiefere, unstillbare Wut auf jene unsichtbare
Macht, die hinter all diesen schrecklichen Ereignissen stand,
jene Macht, die schuld daran war, daß Furcht und Terror die
Seelen der Menschen in dieser Stadt verpesteten und daß
dieser einfache Mann, der den Mut gehabt hatte, sich ihm
anvertrauen zu wollen, dafür verstümmelt worden und bei-
nahe gestorben war.
»Es ist gut«, sagte er. »Geht. Ich erwarte Euch dann mor-
gen.«
Derwalt fuhr auf der Stelle herum und lief so schnell
davon, daß er in der Tat wie ein Flüchtender aussah. Tobias
blickte ihm nach, bis sein Schatten zwischen den Häusern
verschwand. Und wieder glaubte er für einen Moment,
einen anderen Schatten zu sehen, etwas, das in der Dunkel-
heit auf der anderen Seite des Platzes stand und zu ihm her-
überblickte.
Langsam drehte er sich herum und ging ins Haus zurück.
In der Diele prallte er mit Bresser zusammen, der ihm mit
einem Becher entgegenkam.
»Spart Euch die Mühe«, sagte Tobias unfreundlich. »Er ist
fort.«
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Bresser blieb stehen, warf einen überraschten Blick auf die
Straße hinaus und sah dann ihn an. Aber er sagte nichts,
und er hatte plötzlich alle Mühe, das triumphierende
Lächeln zu unterdrücken, das sich auf sein Gesicht schlei-
chen wollte.
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»Schreibt seinen Namen ganz oben auf die Liste derer, die
ich morgen sprechen möchte«, fügte Tobias finster hinzu.
»Und sorgt mir dafür, daß er auch wirklich kommt.«
Bresser nickte. Und lächelte. Tobias blickte ihn beinahe
haßerfüllt an, dann drängte er sich grob an ihm vorbei und
lief die Treppe hinauf.
Erst als er wieder vor Katrins Tür angekommen war,
beruhigte er sich ein wenig. Er gestand sich ein, daß er sich
wie ein Narr verhalten hatte. Was, um Gottes willen, hatte
er denn erwartet, nach allem, was Derwalt passiert war?
Daß er ihm mitten auf der Straße seine Geheimnisse anver-
traute? Daß er, der seinen ersten, nicht einmal vollendeten
Verrat beinahe mit dem Leben bezahlt hatte, einen zweiten
in aller Öffentlichkeit beging? Nein, dachte er, zornig auf
sich selbst, ganz bestimmt nicht. Er konnte von Glück sagen,
wenn es ihm überhaupt gelang, Derwalts Vertrauen zurück-
zugewinnen.
Er öffnete die Tür, trat gebückt ein und sah, daß Katrin
noch immer schlief. Lautlos trat er ans Fenster, öffnete es
und blickte auf die Straße hinab.
Während die Dächer der strohgedeckten Häuser noch im
letzten Gold der sinkenden Sonne schimmerten, herrschte
zwischen ihnen bereits Finsternis. Die engen Gassen erschie-
nen wie schwarze Schluchten, angefüllt mit allen finsteren
Geheimnissen der Nacht. Tobias sah jetzt, daß er sich nicht
getäuscht hatte. Auf der anderen Seite des Platzes standen
zwei Gestalten. Sie waren auch zu weit entfernt, als daß er
ihre Gesichter erkennen konnte. Aber er war sehr sicher, daß
es die gleichen Männer waren, die er am Morgen mit Bresser
hatte streiten sehen. Er kannte ihre Namen nicht, aber er
nahm sich vor, sich am nächsten Tag noch einmal gründlich
in der Stadt umzusehen und auch sie auf die Liste derer zu
setzen, mit denen er zu reden hatte.
Er stand recht lange am Fenster. Die Sonne versank,
schließlich legte sich eine fast sternenlose Nacht über die
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Stadt.
Und als es vollkommen dunkel geworden war, bemerkte
er das Licht wieder.
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Zuerst war es nur ein blasser Schimmer, ein Funkeln, so
matt, daß er nicht sicher war, ob er es wirklich sah, aber je
länger er zu dem kleinen Wald hinter Buchenfeld hinüber-
blickte, desto deutlicher wurde es: ein unheimlicher,
flackernder grüner Schein, der durch die Bäume drang und
die Felder ringsum wie mit flüssigem grünen Gift übergoß.
Schatten bewegten sich in diesem Schein, ein unheimliches,
lautloses Huschen, ein schnelles Hin und Her, dem das Auge
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